Buchara Skyline
Wir haben die unendlichen Flaechen der Karakum Wueste durchquert, den maechtigen Oxus hinter uns gelassen, Kilometer um Kilometer auf sowjetischen (d.h. alten) Strassen rumpelnd vernichtet, die sich anbahnende Sommerhitze ueber uns ergehen lassen, dabei viel an kuehle Getraenke gedacht und tiefe Swimmingpools, jedoch meist keins von beidem gefunden.
Dabei manchmal haben wir manchmal gesungen, meistens jedoch nicht, manchmal daran gedacht, wie sich unsere Felgen auf den anstehenden 2000 Bergkilometern im Pamir halten, nachdem sie ihren baldigen Kollaps schon seit den letzten 2000 km ankuendigen, manchmal solche Gedanken unterdrueckt, manchmal die offenbar im Sterben liegende und entsprechend knarrende Nabe nicht ueberhoeren koennen und dann wieder gedacht, die wird schon halten.
Auf diesen Strecken kreuzten schon vor zweitausend Jahre Haendler mit ihren Lastkamelen durch die Sande; von Karavanserei zu Karavanserei (Karavanenpalast), wo sie Waren und Informationen austauschten. Die Ruinen solcher Etappenziele der Seidenstrasse stehen noch heute in den Weiten der Landschaft und die Pracht der alten Handelsstaedte wie Buchara und Samarkand ist noch heute zu bestaunen
eine Karavanserei von innen
Der toedliche Ernst dieser gefaehrlichen Strecken ist dem Hedonismus der heutigen Veloreisenden gewichen. Und solche sind heute zahlreich unterwegs! In diesen Gegenden, wo man Strassen als hunderte Kilometer lange Geraden sogar vom Mond aus sieht und sich die wenigen Staedte an diese reihen, wo immer die Natur Wasserverfuegbarkeit beschert, da konzentriert sich der Fremdenverkehr unweigerlich auf die strategischen Orte. Die modernen Karavansereien sind die Unterkuenfte, welche im LonelyPlanet zuoberst stehen (d.h. am billigsten sind). Hier treffen fast taeglich Veloreisende ein oder brechen auf. Man vernimmt die neuesten Informationen zu den Visabedingungen, Strassenverhaeltnissen, oder wen man sonst noch angetroffen hat. Man vernimmt von anderen Gleichgesinnten, die tausende Kilometer entfernt unterwegs sind, und die man dann ein paar Monate spaeter doch noch antrifft. Und man sieht ploetzlich diesen gruenen Bus mit basler Nummer, der einen schon vor drei Monaten in der Suedtuerkei ueberholt hat.
Turkmenische Neubauminarette - finanziert von einem Verbrecher an seinem Volk, dem immerhin verstorbenen Turkmenbaschi. Dafuer wurde die Universitaetszeit auf zwei Jahre verkuerzt, die Schule aufs Studium seines Buches reduziert und Spitaeler geschlossen. Die Moschee ist menschenleer, die Mullahs wurden schon von den Sowjets zu tausenden vernichtet. Eine grausige Fassade.
So lernen wir in Mashad die drei lustigen Franzosen kennen, mit denen wir in der Folge gemeinsam Richtung Turkmenistan aufbrechen. Wir stellen vor...
Jojo - responsable de la responsabilite
Terence - se Enerschiman
Ludo - se Pijaman
Wir lassen uns von deren Abenteuerlustigkeit anstecken. Das hat bis hierhin darin bestanden, von Marseille loszumarschieren, irgendwo Velos zu kaufen, damit den Balkan durab, bis der Winter nur noch Wandern zulaesst. Das dann so lange, bis die Schuhe auseinanderfallen und dann weiter mit wieder neu gekauften Velos von der Schwarzmeerkueste bis hierhin, Mashad und weiter bis nach Safkhanmandan - ein fast beliebiges Einod in der Mongolei - eine Schnapsidee die zur Wirklichkeit geworden ist. Und wenn immer irgendwie moeglich: auf Nebenstrassen.
So solls von hier aus auch weitergehen. Auf der Karte ist ein Weg eingezeichnet. Wir schliessen uns ihnen an.
An jeder Wegkreuzung wird gefragt, obs hierlang weitergeht ins naechste Dorf. Ob der Weg befahrbar ist ueber die unvermeidliche Bergkette. Die Formulierung der Frage jeweils auf drei, vier Arten abgeaendert, denn man bekommt immer die Antwort, welche der Gefragte denkt, die man sich wuenscht. Die Widerspruechlickeit der Antworten ermoeglicht dann auch von Seiten der Abenteuern die gewuenschte Version auszuwaehlen.
So machen wir uns auf. Bald wird die Strasse zum Staubweg und die Bergkette scheint steil. Irgendwann gibt niemand mehr die gewuenschte Version zur Antwort und wir entscheiden uns, den Weg auf der Karte zu verlassen, um nicht nochmals einen Tag zurueck zur Asphaltstrasse fahren zu muessen, sondern in relativ wenigen Kilometern auf diese an einem anderen Ort zu gelangen. Allerdings muss der Weg dorthin zuerst gefunden werden.
Bald ist nicht einmal eine Fahrspur mehr zu erkennen. Die Richting stimmt jedoch. Mit dem Kompass um den Hals fuehren uns unsere franzoesischen Freunde durch ausgetrocknete Bachlaeufe, durch die weg- und wasserlose Halbwueste.
Et bouff... on tombe sur des nomades! Wir verkoestigen uns erst mal mit saeuerlich gaerender Milch und erfragen den weiteren Wegverlauf. Die zur Antwort gegebenen und verstandenen Wortfetzen genuegen um einen Plan zu schmieden, wie man schick wieder auf die grosse Strasse gelangen koennte.
So geht es weiter. Lena ist Mountainbikerin, Terence und Ludo flicken ihr velo en mousse (eins, das zu nicht viel taugt), Jojo macht Fotos und Beni macht sich Sorgen: Nicht mehr ewig Wasser vorhanden, eine Ortschaft am Horizont, die Strasse zu erkennen am gegenueberliegenden Horizont, davor ein Fluss und keine Bruecke.
Impressionen von usbekischen Strassen und Maerkten..
Es war ein riesiges Glueck, diese Franzosen zu treffen, die sich durch nichts die Stimmung verderben lassen. Alles ist lustig. Und so faellt es leicht, die Oednis zu durchqueren.
Unser Tross ist nun in Samarkand eingetroffen. Wir stehen am Fuss der Berge. Der Pamir, der Knoten, wo die Hoechten Gebirgsketten der Welt aufeinandertreffen. Ueber zwei Paesse ueber 3000 m und ohne Asphalt solls in eines der abgelegensten Taeler gehen: der Wakhan Korridor, vo da aufs Hochplateau des Pamirs und ueber Paesse von weit mehr als 4000 m wieder hinab nach Kashar, im chinesischen Xinjang gelegen.
Unsere Waden sind gestaehlt, der Haematokritwert auf einem Rekordhoch, der Ruhepuls nur mit viel Gedulg wahrnehmbar, Koerperfett genau so, dass es reicht und der Magen abgehaertet wie der eines Rosses. Die Felgen sind ersetzt durch den usbekischen Mountainbike Meister und das chinesische Visum abholbereit (vermutlich). Wir freuen uns auf die Berge. Jodo simmer dehei, juhei.
vor dem Kalon Minarett in Buchara