Mittwoch, 31. März 2010

Er hat uns wieder


Zuerst hat es sinntflutartig geregnet und wir haben gedacht: kein Problem, der Berg Ararat ist ja gleich um die Ecke. Und dann begann es zu schneien und wir dachten erst: kein Problem, morgen fahren wir ja schon in den Iran, wo es Wüsten gibt und Hitze. Doch Achtung, haben wir uns gesagt: einer solch naiven Vorstellung wurden wir schon einmal bestraft (siehe hier) und wir besannen uns der geografıschen Gegebenheiten dieses Landes: dominiert von Hochplateaus, und bissige Winde von Russland her einfallend. Und wir dachten: Schön, dass uns durch das Reisen dieser relativierende Blick auf Stereotypen zuteil wird.

Aus Van, der Metropole im tiefsten Osten der Türkei.

Übrigens: Unter Route fındet ihr von nun an eine laufend akualisierte Karte unserer bisher gefahrenen Route.

Dienstag, 30. März 2010

Bilder aus der Osttürkei



Şanlıurfa mit der Abraham-Moschee. eine wunderschöne Stadt am Rande der Ebene, dıe südlich in die Jazeera Syrıens übergeht. nördlich davon lıegt der Atatürk-Stausee und dahınter begınnen dıe ostanatolıschen Bergzüge, wohın uns unser Weg brıngen soll... 


Aus der Weite Syrıens in Rıchtung anatolıscher Berge. Sind wir um 4 noch per Fahrrad unterwegs, laesst es dıe kurdısche Gastfreundschaft nicht zu uns vorbeifahren zu lassen. wır werden angehalten und nachhause eıngeladen; anschlıessend herzlıchst bewırtet mıt Gözleme (türkische Pfannkuchen), cay und frischem ayran direkt aus der Kuh oder der Zıege, je nachdem.

 
 teşekkürler Apo and aile
 
 

Unterwegs zum Nemrut Dagi, wo eın grössenwahnsınnıger Könıg ım ersten Jahrhundert v.Chr. rıesıge Steinstatuen auf über 2000 m.ü.M anbringen liess. Die Köpfe sınd mittlerweile von ihren Sockeln gefallen.

 

Und weıter ın dıe Berge Rıchtung Malatya, wo wır übrigens schon vor eınıgen Tagen angekommen sind und nun per Zug nach Van weıtergereıst sınd. 

Lieber Gruss von
und ihrem Windschattenbereiter.

Route Info

22., 23. 3.: 180 km from Sanlıurfa to Damlacık at the foot of Nemrut Dagı. Pleasant road from Sanlıurfa to the larger road before Adıyaman. We stayed overnıght at a famıly's home where we were ınvıted. If the same does not happen to you, you mıght have to ask somewhere on the way to pıtch your tent or stay ın a mosque, whıch ıs possıble, sometımes.  Otherwıse prepare for a longer rıde from Sanlıurfa to Adıyaman (110 km) where you wıll fınd plenty of hotels. Don't mıss out on the valley at the foot of Nemrut, called Kommagene ın ancıent tımes: offers some attractıons that are really worthwhıle vısıtıng (Roman brıdge, Arsemıa,...) and the romantıc contrysıde offers a nıce contrast to the vast open around the Atatürk Barraji. There are campgrounds ın Damlacık and Arsemıa.
24.3.: Damlacık - Nemrut Dagı vıa Arsemıa (18 km, ca. 1800 m clımbıng to top). Absurdely steep road (1st gear all the way to top) but absolutely recommendable (you save some 50 Euros by avoıdıng the organızed tours and to reach thıs mystıc spot by bıke ıs a great adventure)
25.-27. 3.: Damlacık to Malatya (210 km). We took the small, dırect but hılly road from Adıyaman vıa Celıkhan to Malatya. No hotels ın Celıkhan. Orıgınally we planned to take the small road from Celıkhan vıa Cat Barajı and across another pass (ca 2000 m) to Malatya. But we were advısed not to do so, because the road was closed to traffıc, presumably due to wınter-lıke condıtıons. But try thıs later ın the year, the bıg road ıs borıng and the mountaıns south of Malaya are ımpressıve.
28.3.: Traın rıde wıth Van Gölü Ekspresı to Tatvan. Cheap, comfortable, absolutely no problem wıth bıcycles (freıght wagon) but takes quıte some tıme (5 hours late and took some 12 hours to Tatvan).

Sonntag, 21. März 2010

Geschehnisse in der Türkei und Syrien

Im Suq von Aleppo

Manchmal gechieht hier um einen und man weiss gar nicht so recht wieso und
was überhaupt. Wir sitzen in Sanliurfa und geniessen das übliche und
reichhaltige kavatli (Frühstück). Nebenan ein Wortgefecht, das wir nicht
verstehen. Der Wirt deutet uns irgendwas an mit einer Banknote. Will er
wechseln? Ein paar Gesten spaeter bleibt die einzige plausible Folgerung, dass der Wortfechter für uns bezahlt hat. Dieser zündet sich eine Zigarette an und verlaesst das Lokal ohne sich umzusehen. Worte fehlen um nachzufragen.


Die Sorge um das eigene Schicksal wird uns auch abgenommen wenn wir am
Strassenrand irgendwo in der Weite zwischen Raqqa in Syrien und der Grenze
zu der Türkei noerdlich davon stehen. Mit der Hoffnung von einem
vorbeifahrenden Laster fur ein Stück mitgenommen und vom Kampf gegen den
erbarmungslosen Gegenwind erloest zu werden. Ein erster Wagen haelt. Drei
Maenner – sie sprechen nur arabisch – nehmen unser Anliegen in die Hand.
Nicht viel spaeter laden wir die Velos auf einen Laster, obwohl sich der
Fahrer nur maessig daran zu freuen scheint. So brausen wir durch die
künstlich begrünte Wüste. Die Himmelsrichtung scheint zu stimmen. Nach
gefuehlten 50 km zeigt jedoch ein Wegweiser in die Richtung der
abzweigenden Strasse , wir gestikulieren, fahren aber weiter bis die Velos
allzu rüde herumgeschleudert werden. Hier nehmen wir unser Schicksal
wieder in die Hand und deuten an, damit wir die Velos richten koennen.
Angehalten. Doch scheint das das Ende unserer Befoerderung gewesen zu
sein, denn die Velos werden nun abgeladen und der Laster führt seine Fahrt
fort - ohne uns. Auch recht, wir nehmen unser Schicksal auch so gerne
wieder in die eigene Hand und setzen unsere Fahrt auf dem Velo fort. Doch
so ganz scheinen wir nicht auf uns allein gestellt zu sein. Ein weisser
Jeep taucht immer wieder von hinten auf, passiert uns und wartet an der
naechsten Abzweigung. Drei Maenner in Uniform und grimmigen Gesichtern.
Nichts weiteres deutet auf eine Gefahr für uns hin und so finden wir uns
mit unserer Beschattung ab. Doch was ist deren Ýnteresse? Am Wegrand eine
Schafherde fotografierend, stellen sie uns. Fotoapparat, Pass – wird nun
alles konfisziert und wir abgeführt? Ob wir im Auto bis zur Grenze
mitgenommen werden wollen? – Nein, danke. Aber folgen tun sie uns
weiterhin. So koennen wir sie nach dem Weg fragen, sie speisen zu unserer
Seite einen Kebap, sonst halten sie sich verdeckt und folgen uns
schliesslich bis zur Grenzstation und nehmen uns den Pass hinter dem
Zollschalter ab.




Khalal at Djabr auf dem Euphrat Stausee und unterwegs zwischen Aleppo und Raqqa

So geschieht es um uns und wir haben dabei eigentlich nur gute Erfahrungen
gemacht. Du fragst auf der Strasse jemanden, der versteht nicht, holt den
Kollegen, der etwas Englisch kann, dieser fürht dich zu jemanden, der dir
das gewünschte Ding oder Dienst besorgen kann. Dies kann gegebenenfalls
auch erst bei der dritten so kontaktierten Person (Mann) erfolgreich sein.
Eventuell wird dann noch ein Laufbursche dazugezogen, der das Ding
irgendwo abholt. Doch schlussendlich,  und das ist fast eine Regel, ist
man bedient. Man versteht dazwischen kein Wort und wird vielleicht nervoes
weil die Sonne untergeht und der erfragte Dienst eine
Übernachtungsmoeglichkeit und Verpflegung ist. Doch – Ýnshallah – es kommt
wie es soll und wir schlafen in der Moschee, wohlgenaehrt vom Nachbar des
Lehrerpaares, das uns den Platz vermittelte und uns daraufhin bei einem
Kaffee türkische Volkslieder vorgetragen hat. So geht das.


Routenınfos
16.3.: Aleppo - Khalat at Djabr. Good road and nıce wınd from behınd = 180 km
17.3.: Khalal at Djabr - Raqqa. 60 km
19.3. Raqqa - Akcakale (Turkey).
20.3. Akcakale - Sanlıurfa.
Generally good roads, especıally ın Syrıa, and nıce for cyclıng. In the flat, always mınd the wınd. For us ıt made a dıfference of 50 km to 180 km dependıng on wınd condıtıons.

Das Korkut Minarett zu Antalya


Manch ein guter schweizer Christ mag sich schon gefragt haben, was mit unseren Kirchtürmen passiert, wenn die Muselmaenner unser Land vollends unterwandert haben. Wüssten unsere Kirchtürme von der Geschichte des Korkut Minarettes zu Antalya, so würden sie wohl erzittern, dass die Glocken laeuten.
Das oben abgebildete naemlich figurierte ebenfalls als Kirche, bis dass die Seldschuken im Mittelalter aus ihren Bausteinen eine Moschee formten. Doch dies waehrte nicht lang - was unsere Kirchtürme beruhigen mag. Der zypriotische König Petrus I erloeste die Steine von diesem Fluch und gab ihnen die Formvollendung als Kirchturm zurueck. Doch die besorgten Kirchtürme, die diese Zeilen lesen, mögen sich zu früh gefreut haben, denn erneut wurde daraus unter Regentschaft Prinz Korkuts (1470-1509) eine Moschee mit Minarett gebaut, worauf dann der Allmaechtige so erbost war, dass Flammen den oberen Teil des Minaretts zerstoerten.

Schön, dass uns das Reisen diesen heilsam relativierenden Blick auf die Vergaenglichkeit beschert.

Montag, 15. März 2010

muz var in der Suedtuerkei


Wir sitzen nun schon seit geraumer Zeit im Sattel und lassen uns nach Osten tragen. Ein staendiges Ziehen hat sich eingestellt. Ein Ziehen nach der Groesse der Welt, die hinter jeder Biegung zu liegen scheint, von einem hohen Pass aus scheint sie ergreifbar nah, doch faehrt man in sie hinein, weicht sie aus hinter den naechsten Huegeln. Die richtige Groesse, die in jedem kleinen Ort liegt, oeffnet sich nur den Bleibenden, die die Details und Bekanntschaften aufnehmen koennen. Uns lockt die Groesse der Weite. Verweilt man einen Tag am selben Ort, erscheint  es schon als seine Ewigkeit . Eben Vergangenes  liegt nach Kurzem erstaunlich weit zurueck.



Jeden Morgen gewohnt den Blick suchend schweifen lassen -   und meist sin des dann die Fahnen vor einer Tankstelle oder die allgegenwaertige rote Fahne mit weissem Halbmond und Stern, welche einem verraet, ob es ein schneller oder ein harter Tag wird. Rueckenwind, Segen aller Veloreisenden. Dann losfahren, die Strasse unter sich ziehen lassen. Weiter, weiter.


Der Suedkueste entlang; traumhafte Landschaften, zerklueftete Steilkueste, Sandbuchten, bluehende Obstbaeume, gruene Mandelstraeucher, Schneeberge dahinter. Beim Fruehstueck tummeln sich Delphine vor uns im Wasser. Wo es das Gelaende zulaesst schiessen Feriensiedlungen und Hotelkomplexe aus dem Boden. Adria-Gefuehle kommen hoch. Auch kleine Doerfer im steilen Gelaende klettern seit 10 Jahren den Haengen nach in die Hoehe. Wohnhaeuser unterscheiden sic h unter anderem dadurch von Ferien haeusern, dass letztere  ein fertig gebautes Dach besitzen, waehrend aus den Wohnhaeuserdaechern meist Betonpfeiler und Armierungseisen ragen; dies fuer den Fall, dass wegen Familienzuwachs oder der sich veraendernden finanziellen Lage ein weiteres Stockwerk  angebaut warden soll. Trifft weder das eine noch das andere ein, warden die Armierungseisen dann manchmal zur Pergola umfunktioniert. Wieder andere Regionen sind von Gewaechshausern  und Bananenplantagen bedeckt. Kein Quadratmeter bleibt ungenutzt. In groesseren Orten wird man deutsch angesprochen, in kleineren englisch und sobald man sich von der Kueste entfernt muessen wir uns wieder mit den wenigen angeeigneten tuerkischen Woertern zurechtfinden.

Eindruecke: Schwierig, eine unbekannte Gegend vorbeifahrend  in allen ihren Eigenschaften zu erfassen. Nicht Bekanntes   wird oft gar nicht wahrgenommen. Vertrautes wird erfasst und eingeordnet, Unbekanntes zieht ungesehen vorueber. Dringt dennoch etwas Neues bis zu uns, wirkt es verwirrend.

Der oeffentliche Raum ist maennlich. Frauen sieht man zwar viele, jedoch gehen sie alle irgendwelchen Komissionen nach, ihr Aufenthaltsort ist aber weder die Strasse noch das Teehaus. In den Doerfern ist das letztere ausdruecklich fuer die Maenner reserviert, Frauen sind nicht willkommen.

Die zwischenmenschliche Begegnung und Verstaedigung ist etwas vom Spannendsten und gleichzeitig vom Schwierigsten ueberhaupt. Der gegenseitigen Sprache nicht maechtig, muss auf Zeichen- und Gestensprache ausgewichen warden, was die Verstaendigung nicht einfacher macht ohne die Gesetze der Hoeflichkeit zu verletzen. Soll die Einladung angenommen werden?  Was wird ernst gemeint, was ist blos Hoeflichkeitsfloskel? Sollte Blicken, die zu erwidern zuhause spannend waere, ausgewichen warden? Zeichen und deren Bedeutung koennten versehentlich missverstanden werden. Klar, wir haben und dies in der Kuestenregion umso mehr, den Touristenbonus; die Anforderung Zeichen richtig zu verstehen sinkt je grosser der Ort ist in dem man sich aufhaelt.

Durch spontane Einladungen hatten wir Einblick in die tuerkische Privatwelt. Sowohl in der laendlichen Familie als auch im tuerkisch-deutschen Haushalt haben wir eine grosse Herzlichkeit erfahren. Und im Gegensatz zur Strasse ist das Haus der weibliche Raum. So spuerte ich jeweils auch sofort eine Solidaritaet, die mir von der Frau eintgegengebracht wurde, sobald wir in ein Haus aufgenommen wurden. Die Frauen hier  - die Maenner dort. Ich darf bei den haeuslichen Handgriffen helfen und werde so zur Komplizin.

Um (u.a.) unsere Reifen zu schonen, nahm uns der Bus mit bis nach Aleppo.

Route Info
5 days from Fethiye to Antalya, total ca. 320 km.
Great scenery but horrible pavement throughout the entire road. Except for the parts between Fethiye and Kalkan as well as Kemer and Antlaya, the road constantly goes up and down, no easy rolling! Due to the really cruel pavement (coarse surface, constantly shakıng and extreme rollıng frıctıon) thıs ıs not the prıme destınatıon for a cyclıng trıp ın turkey, although the seasıde scenery and medıterranean landscape ıs awesome. Consıder, that most roads are lıke thıs ın Turkey. You can avoıd thıs by takıng some secondary roads where possıble. We recommend to take the small road from Mavıkent (near Kumluca) to Cavus and Olympos, where the road has nıce surface and no traffıc. From Olympos the small road clımbs some 300 m to joın the maın road agaın. Maybe you can try the small road from Kumluca to Antalya on the backsıde of the coastal mountaın range.

5 days from Alanya to Silifke, total ca. 280 km.
Agaın, very hılly road. An average day for us was about 60-70 km and roughly 1000 m clımbıng. But here, the surface ıs fıne and the road has surprısıngly low traffıc. Don't mıss thıs road! Mınd, that the road ıs undergoıng constructıon and wıll soon (maybe ın some years from now) be turned ınto another terrıble turkısh road-nıghtmare (coarse surface). We took the bus from Antalya to Alanya whıch we are not regrettıng a bıt (huge hotels everywhere). From Sılıfke we took the bus to Aleppo ın Syrıa, agaın and are not really regrettıng ıt neıther. The plaıns between Mersın and Iskenderum are borıng. However, ıt may be nıce to cycle from Antakya to Aleppo.

You wıll fınd small restaurants everywhere along the way. There are Hotels ın Fethiye, Kalkan, Kas, Demre, Fınıke and Olympos, thus ıt ıs not necessary to brıng your own campıng gear, however we recommend to do so, because you can save a lot of money and people wıll mostly allow you to camp. We usually asked ıf we can camp rıght besıde a road sıde reastaurant. Maybe ın hıgh season (may-september), thıs wıll be more dıffıcult. Between Alanya and Sılıfke, hotels are sparse and we recommend to brıng campıng gear. Also here, ıt was easy to fınd nıce spots at the beach. Always try to stay near a house where people are ınformed about you stayıng there, otherwıse you mıght be bothered by people (or even more) ınstead of spendıng a good nıght,s rest!

Montag, 8. März 2010

Das gemeine türkische Neubau-Minarett


Im Unterschied zu unserern Kirchtürmen, die das Bild des schweizer Dorfes praegen, steht ein Minarett für jedes Neubauquartier oder jeden einzelnen Dorfteil in der Türkei. Selbst in abgelegenen Bauerndoerfern konkurrieren jeweils mehrere um Allahs Gnaden.
Meist sind sie scheinbar ganz neu und aeusserst einfach gebaut. Wellblech. Herr Schlendrian war Architekt. Als Muezzin wuerd ich mich kaum auf die schmalen Balkone wagen um das Gebet zu verkünden. Absurd mag es auch erscheinen, dass die Groesse der Bauten so krass mit der Einfachheit der umliegenden Haeuschen kontrastiert. Umso stolzer zeigt uns der rüstige Bauherr "seine" Moschee. Mit Hilfe von Spenden aus verschiedenen Quellen: Nachbarn, Dorfvorstand, Familie, usw. erkaufte er sein noch Seelenheil und kann nun auf ein erfuelltes Leben zurückblicken.

Dienstag, 2. März 2010

Zweı Welten ın der Tuerkeı

Wir erleben zwei Welten in der Tuerkei. Die erste ist die, in die man
eintritt mit der Faehre von Griechenland kommend.  Marmorzoll,
Luxusyachthafen (der im Fruehling fertiggestellt werden sollte, dessen
Ufer jedoch erst gerade aufgeschuettet wird) und die Migros, welche
zahlungskraeftigerere Kunden bedient.  Diese Welt ist eine westliche, oder
globalisierte. Man erkennt sie fast ueberall auf der Welt. Shoppingmalls,
Kettenrestaurants, Schuessel-WCs. Sie entsteht in den Touristenzentren, wo
Reisegruppen ihre Komfortansprueche mitbringen und “die Tuerkei” ihnen
gerecht werden muss. Kombiniert mit Wasserpfeifen und Teppichlaeden. Man
trifft jedoch auch auf die erste Welt in staedtischen Regionen, wo das
rasante Wirtschaftswachstum eine Tuerkei hervorbringt, fuer die Kemal
Attatuerk den Grundstein gelegt hatte. Eine, die sich nach Westeuropa
richtet und den erstarkenden Islam als Rueckschritt erachtet. In dieser Welt fuehlen wir uns unbewusst vertraut. Wir bringen unsere von
zuhause gewohnten Reisemethoden mit und zelten im Garten einer unbewohnten
Ferienhaussiedlung mit Meeranstoss. Doch diese Welt wirkt uninteressant. 
 
 

Dann ueberqueren wir das Kuestengebirge, hinunter in die nach den
besonderst starken Winterniederschlaegen ueberflutete Menderes-Flussebene.
Wir finden uns, bevor wir es merken, in der zweiten Welt der Tuerkei
wieder. Einfache Bauernhuetten, dreckige Huetten, aus denen es schwarz
raucht; Frauen unter ihren kleinblumenmustrigen Kopftuechern und
orientalischen Pluderhosen. (Hier ist das Kopftuch nicht unbedingt
Ausdruck islamischer Lebensfuehrung, sondern traditionelle Bekleidung.)
Hunde schiessen bellend hervor wenn wir in unseren Lycra-tights frivol
durch diese fremde Welt radeln. Natuerlich erregen wir die Aufmerksamkeit
des Dorfes. Manchmal werden wir zum Cay (Schwarztee) hergerufen und wir
verstaendigen uns mit Gesten und unserem “Kauderwelsch-Dix” mehr schlecht
als recht. Kinder starren uns unglaeubig an, manchmal schreit der ganze
Pausenhof uns hinterher. Autofahrer hupen und winken wie wild.

 

Wir importieren unsere angesprochenen Camping-Gewohnheiten in eine Welt,
die damit nicht kompatibel ist. Wie es daraufhin kam, dass wir beim
Oberkommandanten der lokalen Militaerpolizei zum Uebernachten eingeladen
wurden, soll ein anderes Mal erzaehlt werden..

 


Wir verkoestigen uns mit Frischgebackenem in einfachen Buden und sind beim
Essen eine Attraktion. Dieses Fremdsein ist anstrengend und beengt. Eine
Attraktion zu sein hat aber auch den Vorteil, dass man die Aufmerksamkeit
und Unterstuetzung erhaelt- egal ob man danach fragt, oder nicht. Und dass
einem wohl gerade deswegen eine unfassbare Gastfreundschaft
entgegengebracht wird, die uns geradewegs ruehrt und das Reisen angenehm
macht und reich an persoenlichen Kontakten und privaten Einblicken. So war
es wie ein Nach-Hause-Kommen als wir im Elternhaus von Anil fuer 2 Tage
als Gaeste warm empfangen wurden. Tesekkuer ederim, Familie Bozbiyik!
 
 
 
Unsere Koerper sind auf gutem Wege, sich an die taeglichen
Herausforderungen zu gewoehnen. Der Ruecken hat sich langsam eingerenkt,
die Oberschenkel wachsen bestaendig und den Knien goennen wir zweimal
taeglich eine Portion Voltaren.  An den grossen Velotagen lohnt es sich,
nach dem fruhemorgendlichen Muezzin-Geschrei (5 Uhr) bald aufzustehen um
ein, zwei Stunden spaeter, wenn das Zelt abgeraeumt ist, uns aufs Velo zu
schwingen. Wir teilen unsere Kraefte ein, dass es bis am Abend reicht und
staunen, dass wir bei gemaechlichem Trampen manchmal bis hundert Kilometer
weit kommen. 
 
 
 
Schaut mal, dies hier ist eine schoene, vergleichbar gute Strasse, wie man
sie oft antrifft in der Tuerkei, aber es gibt hier ein Detail. Man beachte
den Strassenbelag... 
 
 
...kosten uns taeglich gefuehlte 20 Pronzent der Energie und wohl bald die
Handgelenke. Doch so schnell laesst sich Lena nicht aus der Ruhe bringen.



 

Fuer alle, die fuerchten, wir taeten uns allzu harte Strapazen an..
Gruss aus Fethyie.

Route info
16.-20. Feb.: Streikbedingtes Festsitzen auf Chios
21.-25. Feb.: Cesme-Seferihisar-Pamucak-Soeke-Denizli, Secondary roads
between Soeke and Nazilli recommended
27. Feb. -1. Mar.: Denizli-Acipayam-Antilyaya-Kinik-Fethyie, marvellous
scenery on high plateau and descent back to the coast. Roads as always:
terribly coarse pavement.