Dass das Troepfeln auf dieser Seite schon wieder fuer lange harte Tage versiegt ist, spiegelt die Realitaet in Tadschikistans Bergen wieder: (Sowieso) kein Internet zwischen den "grossen" Staedten; Strassen, von Bergstuerzen, Hangruetschen, Sturzbaechen und Lawinen immer wieder verschuettet; Bruecken, die vom fruehsommerlichen Schmelzwasser weggeschwemmt sind; die Stromversorgung kommt (manchmal) vom Dorfbach; das Mehl von irgendwo fern; die Post schon gar nicht und die Touristen vorwiegend aus der Schweiz.
Erbarmungslose Bergketten teilen das relativ kleine Land in voneinander getrennte Welten mit jeweils eigener Sprache. Eine einzige Strasse verbindet die abgelegenen Taeler und fuehrt auf das Hochplateau im Suedosten des Landes: Die M41, bekannt unter dem wohlklingenden Namen 'Pamir Highway'. Unser Weg.
Wohlklingend zwar, doch truegerisch. Schon bald nach der Hauptstadt Duschanbe wandelt sich der Strassenbelag von einem Asphalt, worueber sich sogar RollschuhlaeuferInnen freuen wuerden, zu etwas, was dem Namen Highway nicht im entferntesten gerecht wird.
Laetitia et Davide
Zusammen mit Laetitia und Davide schrauben wir uns von Schlagloch zu Schlagloch, holpern hinunter ins Vakhsch-Tal, tragen das Velo durch Baeche, weichen ab und zu einem auf diesem engen Schotterweg absurd wirkenden 40-Toenner aus China aus (viel mehr Verkehr hat es nicht), schrauben uns waehrend Tagen wieder hoch ueber den Saghirdascht-Pass und wieder runter ins Panjtal.
Wir nehmen uns Zeit. Lenas Lamblien zollen ihren Tribut und das Leben aus den Saccochen lehrt uns die Ruhe. Fuer die Nacht richten wir uns jeweils ein an den Ufern des Panj Rivers, kochen Reis und betrachten ennet den Wassern das Treiben der Afghanen. (Der Panj River bildet auf ueber 1000 km die natuerliche Grenze zwischen Tadschikistan und Afghanistan.) Ein Blick in eine (nochmals) andere Welt. Die Doerfer auf der afghanischen Seite wurden durch keinen sowjetischen Fuenfjahresplan halbwegs in die Moderne gefuehrt. Auf dem Pfad, welche die Doerfer entlang des Flusses verbindet, verkehren die Leute mit Eseln, schwindelerregende Wegpassagen durch die Felsen werden von Hand und Dynamit rausgesprengt und mit Aesten und trockenen Steinen befestigt.
Doch eins fehlt weder in Afghanistan noch im tadschikischen einem Dorf Ravmed auf 3000 m Hoehe (siehe Route), welches wir mit einem Tagesmarsch und einer Tagesfahrt ueber ein Seitental eines Seitentales des Panjtales erreicht haben: Satellitenfernsehen. So erfahren wir nicht nur den (offenbar gar nicht so heroischen) schweizer Sieg, sondern auch von den erneuten Gewaltausbruechen in Kirgistan. Eine Realitaet, welche fuer die Fortsetzung unserer Reise entscheidend ist, da der einzige Weg nach China kurz ueber kirgischisches Territorium fuehrt. (Hier ist der urspruenglich geplante Routenverlauf mit eingezeichnet). Wir beraten uns mit Kollegen, die auf der selben Route unterwegs sind. Einige haben sich schon in diese Richtung aufgemacht, sie werden uns Neuigkeiten senden. Grenzen werden geschlossen und wieder geoffnet. Informationen sind jedoch meist aus zweiter oder unbekannter Hand. Bei Gelegenheit checken wir natuerlich die Websites der auswaertigen Aemtern. Reisewarnungen sind fuer den Sueden Kirgistans draussen.
Die Stimmung unter den Reisenden schwankt zwischen "Ich hab fuer mein Kirgisistan-Visum teures Geld bezahlt, nun will ich es auch benutzen."; "Mal sehen wie es aussieht, wenn wir an der Grenze stehen." und "Osh ist ja nur etwa 200 km von da entfernt, wo wir durch wollen und das kirgisische Militaer kann dort nicht mal fuer die Sicherheit des UNO Personals sorgen. Da koennen wilde Horden ausbrechen und niemand schuetzt uns." Und wir fragen uns: "Muessen wir umkehren?"
Und? Wie gehts weiter mit der flamboyanten Tour? Hoffe, ihr kommt durch.
AntwortenLöschenGruss, Flavio